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Theater der Klänge
Modul|a|t|o|r
18. Juni 2020 um 19:00 - 21. Juni 2020 um 22:00
Foto: Oliver Eltinger
Der “Modulor” ist ein von Le Corbusier entwickeltes Maßwerkzeug, das von der menschlichen Gestalt und der Mathematik ausgeht. Ein Mensch mit erhobenem Arm liefert in den Hauptpunkten der Raumverdrängung – Fuß, Solarplexus, Kopf, Fingerspitze des erhobenen Arms – drei Intervalle, die eine Reihe von goldenen Schnitten ergeben, die man nach Fibonacci benennt. Die Mathematik andererseits bietet sowohl die einfachste wie die stärkste Variationsmöglichkeit eines Wertes: die Einheit, das Doppel, die beiden goldenen Schnitte. Dieses Formsystem, ausgehend vom menschlichen Maß, wie schon bei Vitruvius oder Leonardo da Vinci, sollte Formel und Generator für tänzerische Module sein, die in Interaktion mit einem Kamertrackingsystem, sowie einem Mikrophon und einer Kamera zu einem intermedialen Projekt über den menschlichen Körper führt.
Frei von Textvorgaben oder einem dramatischen Stoff bot dieses “System” eine freie Grundlage mit geräuschhaftem Klangmaterial des Körpers (Stimme, Atmung, Bodengeräusche) ebenso zu arbeiten, wie mit Bildausschnitten des sich live bewegenden Körpers in Form von Videosampling. So entstand eine Folge von Einzelmodulen mit ein bis vier Tänzern und zwei Schauspielern, die sowohl Geräusch- und Bildgeber, als auch Modulatoren ihres Materials durch in Steuerdaten ausgewertete Bewegung sind. Das ganze Stück ist eine umfangreiche szenische Collage welches die Theorien von Le Corbusier hinterfragt, kommentiert, in bewegte Bilder übersetzt konterkariert. Gleichzeitig gingen insbesondere die interaktiven, tänzerischen Szenen erstmalig von der selbst gesetzten Grundlage aus:
Solange der Bühnenraum von keinem Menschen betreten wird, ist er tot (kein Bild. kein Klang). Betritt ein Mensch diesen sensorisierten szenischen Raum, entsteht durch seine Anwesenheit ein visuelles Videobühnenbild (Szenografie) und Klang in Form von durch Bewegung steuerbarer elektronischer Musik, welche erst durch die Geräuschverursachung des sich in der Bühne bewegenden Menschen Klangmaterial zur flüchtigen Speicherung geliefert bekommt.
Modul|a|t|o|r hatte ein inhaltliches Thema, welches der interaktiven, intermedialen Entwicklung einen Rahmen der Ermöglichung bot. Gleichzeitig waren die interaktiven, intermedialen Experimente nur zu einem geringen Grad Form bestimmend für dieses Stück. Die visuell klar gestalteten “Möbelreigen” und insbesondere die Texte von Clemente Fernandez reflektierten das Thema wesentlich klarer, als die interaktiv, intermediale Reflektion. Die gedrehten Kurzfilmsequenzen “Modul|a|t|o|r – 4 Filme” mit den 4 von Clemente Fernandez für diese Stück entwickelten Figuren trugen dem im Anschluß an die Aufführungsserie Rechnung. Gleichzeitig bildeten die interaktiv, intermedialen Tanzsoli den Ausgangspunkt für die folgende weitere Entwicklung im Forschungsprojekt “PCI-Performer Computer Interaction”, welches 2005 in das Stück HOEReographien mündete.
Ein Projekt des Theaters der Klänge in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis “Medienbühne NRW” und ICEM / Ex Machina der Folkwanghochschule Essen
Besetzung der Uraufführung am 6. November 2002 in der Aula der Folkwanghochschule Essen
Texte: Le Corbusier, Jörg Lensing, Clemente Fernandez
Musikalische Entwicklung: Jörg Lensing, Thomas Neuhaus
Komposition und Programmierung: Thomas Neuhaus
Inszenierung: Jörg U. Lensing
Choreographische Entwicklung und Trainingsleitung: Jacqueline Fischer, Kerstin Hörner
Bühnenrequisiten: Udo Lensing
Kostüme: Caterina Di Fiore
Lichtdesign: Christian Schroeder
Lichtassistenz: Thomas Klaus
Video: Christian Ziegler
Künstlerisches Betriebsbüro: Petra Weiß
Plakat- und Programmgestaltung: Ernst Merheim
Fotos: Oliver Eltinger
Video- und Soundcomputer: Thomas Neuhaus
Klangregie: Jörg Lensing
Lichtregie: Christian Schroeder / Thomas Klaus
Tanz: Ariane Brandt, Carlos Martinez Paz, Florencia Sandoval, Hironori Sugata
Schauspiel: Clemente Fernandez, Jacqueline Fischer
Darsteller:
Erzähler, Wiligis Knappe, Wiglaf der Fischer, Maire Poitewin, Probus: Clemente Fernandez
die junge Sibylla, Knappe, Kammerzofe Jeschute, Sibyllas Geist: Jelena Ivanovic
Wiligis, Gregorius: Nicholas Mansfield
Frau Eisengrein, Flann, Fürstin Sibylla, Büßerin Sibylla: Alice de Souza Singer
Ritter Eisengrein, Herzog Roger, Liberius, der Fischer vom See: Matthias Weiland
Musik: ESTAMPIE & Thomas Neuhaus
Gesang, Flöten, Harmonium, Percussion: Sigrid Hausen
Fiedel, Du, Tanbur, Percussion, Santur: Michael Popp
Drehleier, Harmonium, Organistrum, Portativ, Glocken, Percussion: Ernst Schwindl
Das szenische Material entstand in kollektiver Improvisation aller beteiligten Darsteller in Zusammenarbeit mit Regisseur und Choreografin unter zeitweiser Mitwirkung von Anan Atoyama, Gerald Butolen, Julia Leidhold, Agnieszka Obuchowicz und Dilruba Saatci
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