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Theater der Klänge
Die Neuberin
28. Mai 2020 um 19:00 - 31. Mai 2020 um 22:00
Friederike Caroline Neuber, die “Neuberin” genannt, war eine ungewöhnliche Frau. Sie versuchte in ihrer Zeit die Gründung eines gehobenen städtischen Bürgertheaters, als neues Theater zwischen den damaligen Formen der elitären italienisch, höfischen Oper und den primitiven Boulevard-Bretterbuden auf den Marktplätzen.
So sehr sie in jungen Jahren Furore machte und es sogar schaffte einige Autoren an ihre Bühne zu binden, so sehr setzte ihr die männerdominierte Konkurrenz zu, so daß sie am Ende ihr eigenes Theaterhaus, ihre Truppe und zuletzt sogar ihre Reputation verlor.
Trotzdem setzte diese Frau Zeichen für das Theater und bereitete mit ihren Bemühungen einem Lessing und in dessen Nachfolge einem Goethe und Schiller und damit der Entstehung eines niveauvollen aufklärerischen Theaters in Deutschland die Grundlage. Diese Frau schrieb Theatergeschichte, obwohl sie bis heute – ungerechtfertigterweise – wenig bekannt ist.
Sie begründete einen neuen Ensemblebegriff, einen neuen Umgang mit Text, eine neue Einbindung von Musik in ihren Theaterstücken und stellte in Deutschland als erste die Frage nach der Notwendigkeit fester, stehender Theater. Sie überzeugte die größte Zeit ihres Lebens sowohl als großartige Schauspielerin, wie auch als Prinzipalin ihrer eigenen Truppe.
An dieser Frau macht sich vieles fest und läßt sich vieles aufzeigen: Der Kampf um eine Überzeugung, zwischen den Mühlsteinen von höfischen und Stadtratsinteressen in einer Blütezeit nach dem dreißigjährigen Krieg, die bestimmt war von den großen französischen Vorbildern Louis XIV und Moliere. Eine leidenschaftliche Frau in einer Zeit, in der Komödianten mit Vaganten und Landstreichern gleichgesetzt wurden und Komödiantinnen als Huren galten. Ruhm und Untergang einer Frau, die am Ende ihren männlichen Konkurrenten und sogar ihrem Mann, wie ihren Schauspielern unterlag…
Dieser Stoff wurde von den Autoren Clemente Fernandez und J.U.Lensing in den Jahren 1997/98 zu einem Theaterstoff entwickelt, der in 24 Szenen das Leben der Neuberin von ihrem 19 Lebensjahr bis zu ihrem Tod reflektiert. Das dreieinhalbstündige Theaterstück erlebte 20 Aufführungen in Düsseldorf, Essen, Köln, Gotha, Weimar und Zwickau.
Im Anschluß an die Aufführungsserie entstand als Kompilation des Theaterstücks ein einstündiges Hörspiel von J.U.Lensing, welches als Hörbuch-CD erhältlich ist. Die multimediale Produktion unter Einbeziehung von Schauspiel, Tanz, Videoprojektionen, Musik, Off-Texten und akustisch-elektronischer Gestaltung wurde in Zusammenarbeit mit dem ICEM der Folkwanghochschule Essen und der FH-Dortmund und mit Unterstützung des Landesarbeitskreises “Multimedia und Kunst” realisiert.
“Die Neuberin” markiert stilistisch (leider) den vorläufigen Abschluss der langen und intensiven Arbeit mit Theatermasken in der Figur des Harlekin/Hans-Wurst Müller, virtuos verkörpert von Clemente Fernandez. Die Methode mit Hilfe von Masken zu Figurenfindung zu gelangen ist aber bis heute Bestandteil der Probenarbeit beim Theater der Klänge und führte in der Folge zur Typenentwicklung insbesondere in den Stücken “Gregorius”, “ich ist ein anderer” und “Johnnys Jihad”.
Ein Projekt des Theaters der Klänge Düsseldorf in Zusammenarbeit mit der FH-Dortmund / ICEM der Folkwanghochschule Essen / Forschungs-AG “Multimedia und Kunst NRW”
Das Ensemble
Besetzung der Uraufführung am 7. Januar 1999 im Tanzhaus NRW Düsseldorf
Die Darsteller in der Reihenfolge ihrer Auftritte:
Friederike Caroline Neuber, Schauspielerin, später Prinzipalin: Kerstin Hörner
Daniel Weißenborn, Notar, Vater der Neuberin: Clemente Fernandez
Johann Neuber, Handwerker, später Prinzipal: Matthias Weiland
Josef-Ferdinand Müller, Schauspieler, später Prinzipal: Clemente Fernandez
Johann Christian Spiegelberg, Prinzipal: Francesco Russo
Madame, eine Schauspieldebutantin: Christiane Boian
Graf Brühl, Kulturverantwortlicher am Dresd´ner Hof: Jörg U. Lensing
Sophie Haak-Hoffmann,Schauspielerin, Prinzipalin: Svenja Zschenderlein
Heinrich Gottfried Koch, Schauspieler, später Prinzipal: Clemente Fernandez
Johann Christoph Gottsched, Magister, später Professor der Literatur: Jörg U. Lensing
Johann Friedrich Schönemann, Schauspieler, später Prinzipal: Francesco Russo
Frieda, Kleindarstellerin:Desirée Vach
Johann Sebastian Bach, Komponist und Musiker: Jörg U. Lensing
Gotthold Ephraim Lessing, Student und Autor: Francesco Russo
Christiane Lorenz, Schauspielerin: Desirée Vach
Tänzer: Jacqueline Fischer,Mario Kubitza
Sänger, Cello, Percussion: Tobias Schlierf
Sopran: Christiane Boian
Buch: J.U.Lensing, Clemente Fernandez
Regie: J.U.Lensing
Choreografie: Jacqueline Fischer
Komposition: Johann Sebastian Bach,in einer Bearbeitung von J.U.Lensing/Tobias Schlierf
Antonio Vivaldi, in einer Bearbeitung von J.U.Lensing
Regieassistenz: Savina Vassiliadis
Off-Stimmen: Dieter Brandecker/Kerstin Hörner
Video-Realisation: Martin Rottenkolber
Klanggestaltung:Jörg U. Lensing
Bühnenbild: Savina Vassiliadis/J.U.Lensing/Udo Lensing
Kostümbild: Caterina Di Fiore
Kostümassistenz: Constanze Lichel, Elke Goldmann
Lichtgestaltung: Horst Mühlberger
Choreinstudierung: Christiane Boian
Plakat- und Programmgestaltung: Ernst Merheim
Fotos: Barbara Bechtloff/Oliver Eltinger
Video- und Tonregie: Sascha Hardt
Dramaturgische Beratung: Nirupama Nityanandan
Choreographische Beratung: Barbara Hampel
Architektonische Beratung: Susanne Annen
Künstlerisches Betriebsbüro: Dorothea Verheyen
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